
Netto Null bis 2030
Weshalb?
Die Temperaturerhöhung des Klimas durch menschlichen Einfluss soll auf 1.5 Grad beschränkt werden – dadurch können wir relativ sicher sein, dass keine selbstverstärkende Erwärmung ausgelöst wird. Eine solche wäre für Zivilisation und Natur katastrophal.
Selbstverstärkende Erwärmung: Wenn sich das Klima ohne weiteres Zutun durch Menschen erwärmt – beispielsweise durch verdorrende und danach abbrennende Wälder, das Verschwinden grosser Eisflächen, das Auftauen von Permafrostböden und anschliessendem Austritt grosser Treibhausgasmengen usw.
Was bedeutet das?
Noch ist es möglich das 1.5 Grad Ziel einzuhalten – dazu ist es aber notwendig, dass bereits ab 2030 die Treibhausgaskonzentration der Atmosphäre nicht mehr weiter erhöht wird – also gleich viel CO2 aus der Atmosphäre entnommen wird, wie der Atmosphäre zugefügt wird – Netto Null Treibhausgasemissionen erreicht werden.
Wie geht Netto Null?
Fossile Brennstoffe dürfen nicht mehr verbrannt werden oder aber die daraus entstehenden Emissionen müssen wieder aus der Luft entfernt werden. Dies ist beispielsweise für den Flugverkehr und gewisse industrielle Prozesse notwendig, wo die Vermeidung von CO2-Emissionen nicht genügend schnell erfolgen wird. Die Entfernung von CO2 kann entweder direkt an der Quelle geschehen (beispielsweise am Kamin einer Kehrichtverbrennungsanlage) oder aber aus der Luft erfolgen. Dazu geeignet sind Wiederaufforstungen (dadurch wird CO2 in Pflanzenmaterial umgewandelt, das CO2 ist also gebunden, so lange der Wald steht) sowie die technische Filterung von CO2 aus der Luft und die darauffolgende sichere Abscheidung in geeigneten Gesteinsformationen (z.B. Climeworks).
Netto Null – also Null Flugverkehr?`
Die wissenschaftlich breit abgestützte Forderung, die CO2-Emissionen so schnell wie möglich auf Null herunterzubringen, steht im Raum. Gleichzeitig haben wir mit dem Flugverkehr ein Gebiet, das diese Forderung auf den ersten Blick unmöglich erfüllen kann – elektrische Grossraumflugzeuge liegen doch noch einige Jahre in der Zukunft und der bewährte Treibstoff ist fossiles Kerosin. Doch auch für die Luftfahrtindustrie gibt es Lösungen: Entweder wird weiterhin mit fossilem Kerosin geflogen und die entstehenden CO2-Emissionen werden aus der Luft gefiltert und sicher eingelagert, oder die Treibstoffe werden mit erneuerbaren Energien aus CO2 und Wasser hergestellt und sind folglich CO2-neutral. Doch was ist der Energieaufwand dieser Möglichkeiten? Schliesslich ist auch die Gewinnung von erneuerbaren Energien nicht gratis und die Umstellung auf CO2-neutrales Fliegen muss so schnell wie möglich passieren – also auch so günstig wie möglich sein. Die verlinkte Tabelle zeigt den Energiebedarf der Methoden auf. Bezahlbar ist es auf jeden Fall – ein Flug Zürich-New York retour wird sich mittelfristig um ca. 300 Franken erhöhen – das wird zu weniger Flügen führen und vor allem aber zu CO2-neutralen Flügen.
Ist das tragbar?
In Anbetracht der Alternative – der Zerstörung von Natur und Zivilisation durch die Klimakrise ist eigentlich kein Preis zu hoch. Die gute Nachricht ist, dass aber bereits heute CO2 aus der Luft gefiltert und sicher eingelagert werden kann für ca. 650 $ pro Tonne CO2. Dadurch würde sich beispielsweise der Liter Benzin um «nur» ca. 1.50 Franken verteuern. Dieser Preis wird aber durch den unvermeidlichen grosstechnischen Einsatz dieser Technologie massiv fallen – je früher damit begonnen wird, desto besser.
Auf jeden Fall wird es künftig meistens weitaus günstiger sein, die CO2-Emissionen zu vermeiden, anstatt diese aus der Luft zu holen – die Technologie ist bereits in den meisten Sektoren weit fortgeschritten und wartet nur darauf, endlich eingesetzt zu werden.
Autor: Jonas Hostettler
Quellen:
1.5 Grad-Ziel / Kippeffekte / Zu spät?
http://folk.uio.no/roberan/img/GCB2018/PNG/s00_2018_Mitigation_Curves_1.5C.png
http://folk.uio.no/roberan/img/GCB2018/PNG/s41_2018_SR15.png
https://climatenexus.org/international/ipcc/ipcc-1-5c-report-planet-nearing-tipping-point/
CO2-Abscheidung aus Luft:
https://iopscience.iop.org/article/10.1088/1748-9326/aabf9b/meta
https://iopscience.iop.org/article/10.1088/1748-9326/aabf9f/meta
https://iopscience.iop.org/article/10.1088/1748-9326/aabff4/meta